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AutorenbildMichaela Schnittke

Ist der Kindergarten wirklich für jedes Kind gleich gut?

In Deutschland gehört der Kindergarten für viele Familien einfach zum Alltag. Aber ist diese Institution tatsächlich immer die beste Lösung für jedes Kind?

Dieser Artikel beleuchtet nicht nur die Vor- und Nachteile von Kitas, sondern auch die Wünsche der Eltern und den gesellschaftlichen Druck, der oft auf ihnen lastet.

Ich möchte vorab betonen, es wird hier nicht um eine Empfehlung für eine bestimmt Richtung gehen, sondern nur um Gedankenanstöße, um für sich selbst eine eigene Haltung bezüglich einer Fremdbetreuung zu entwickeln.


Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, was unsere Kinder bei einer Fremdbetreuung leisten müssen, aber auch was der große Gewinn sein kann. Nur so kann man sein Kind besser verstehen lernen, rücksichtsvoll und unterstützend begleiten, als auch zahlreiche Verhaltensweisen und Entwicklungsschritte nachvollziehen und verstehen.


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Pro: Ein paar Punkte, warum eine Fremdbetreuung in Kitas eine gute Wahl sein könnte


Soziale Interaktion und Entwicklung

Ein Kindergarten bietet eine hervorragende Möglichkeit für Kinder, ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln. Sie lernen, mit anderen Kindern zu interagieren, Freundschaften zu schließen, Konflikte zu bestreiten, zu lösen und sich in einer Gruppe zurechtzufinden. Sie lernen ihre eigenen Bedürfnisse kennen, aber auch, dass es andere Kinder gibt, mit vielleicht ganz anderen Bedürfnissen. Hier ergibt sich die Chance zu lernen, sein eigenes Selbst zu entwickeln, aber dies auch im sozialen Kontext kompatibel zu gestalten. Diese frühen Erfahrungen fördern das Selbstbewusstsein und bereiten Kinder auf den späteren Schulalltag vor.

 

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Frühe Förderung und Bildung

Die meisten Kitas haben gezielte pädagogische Konzepte, die auf die frühe Bildung der Kinder ausgerichtet sind. Hier werden nicht nur motorische und kognitive Fähigkeiten gefördert, sondern auch das kreative und sprachliche Denken. In einer spielerischen Umgebung lernen Kinder oft mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Zusätzlich gibt es eine große Vielfalt und Abwechslung an unterschiedlichen Materialien und Aktivitäten, an denen die Kinder sich ausprobieren können, die man selbst zu Hause nicht bieten kann. Kinder können in einer Kita einfach richtig viel Spaß haben und wunderbare Erinnerungen fürs Leben sammeln.

 

Struktur und Routine

Kitas bieten den Kindern einen meist strukturierten Tagesablauf. Diese feste Routine hilft ihnen, sich an feste Zeitpläne zu gewöhnen und sich zu strukturieren, was später im Schulalltag und im Leben hilfreich sein kann. Sie lernen, den Übergang von unterschiedlichen Aktivitäten zu bewältigen und entwickeln so ein Gefühl von Sicherheit und Vorhersehbarkeit. Kinder lernen sich von den engen Bezugspersonen zu lösen, eigene Wege zu gehen und die Sicherheit zu haben, wieder abgeholt und im sicheren „Hafen zu Hause“ wieder ankommen zu dürfen. Das stärkt wiederum das Selbstbewusstsein, die Bindung und das Vertrauen. Zusätzlich lerne sie neue Bezugspersonen kennen und Präferenzen auszubilden, also auch den respektvollen Umgang mit weniger priorisierten Menschen.

 

Entlastung für berufstätige Eltern

Für viele Familien ist der Kindergarten auch eine unumgängliche Notwendigkeit, weil beide Elternteile berufstätig sind. Nicht alle Familien können auf ein unterstützendes System zurückgreifen, das bei der Betreuung der Kinder helfen kann. Viele Familien sind auf zwei Einkommen angewiesen, gerade in der heutigen Zeit. Die Kita entlastet die Eltern und ermöglicht es ihnen, beruhigt ihrer Arbeit nachzugehen, während sie wissen, dass ihr Kind gut aufgehoben ist. Zusätzlich ist es im Alltag schwer, Kindern stetige ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, neben allen Aufgaben, die das Leben Tag täglich bereithält. In einer Einrichtung sind Kinder weitaus besser ausgelastet und spielen in Gesellschaft.

 




Contra: Ein paar Punkte, warum man eine Fremdbetreuung in Kitas kritisch sehen könnte


Individuelle Unterschiede bei den Kindern

Nicht jedes Kind ist gleich, und passt gut in ein von Einrichtungen geplantes 0-8-15-Konzept. Manche Kinder fühlen sich in einer großen Gruppe oder in der Struktur einer Kita nicht wohl. Einige brauchen mehr individuelle Zuwendung, Einfühlung oder ein ruhigeres Umfeld, um sich zu entwickeln und sicher zu fühlen. In einer Familie oder durch alternative Betreuungskonzepte kann deutlich individueller auf Unterschiedlichkeiten eingegangen werden und Kinder können sich immer gesehen fühlen. Jede Familie hat ihre besonderen Werte, Normen und Standpunkte, die in einer Einrichtung nie gänzlich exakt genauso vertreten werden können und stellenweise schon mal kollidieren können. Dessen sollte man sich bewusst sein und bereit sein, Abstriche und Kompromisse anzunehmen.

 


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Überforderung und Stress

Der Alltag in einer Kita kann für manche Kinder auch überfordernd sein. Besonders sensible oder introvertierte Kinder haben möglicherweise Schwierigkeiten, sich in lauten oder sehr aktiven Gruppen zurechtzufinden. In solchen Fällen kann die Kita eher Stress verursachen als das Wohlbefinden des Kindes zu fördern. Die Befriedung von Bedürfnissen und Wünschen kann in einem Kitakontext nur begrenzt gestaltet sein. Es sollte einem klar sein, dass Kinder auch mal verzichten oder abwarten müssen und Frust aushalten müssen. Ebenfalls kann es vorkommen, dass es Dinge gibt, die nicht zum Willen oder Wunsch des Kindes passen und trotzdem ausgehalten werden müssen. Möchte man, das sein Kind stets eine Wahl hat oder Dinge verweigern darf, kommt es sicher in einigen Einrichtungen zu Unfrieden. Auch Kinder, denen es schwerfällt, Reize zu selektieren oder hochsensibel sind, werden großem Stress ausgesetzt. Dazu aber unten mehr…

 

Alternative Betreuungskonzepte

Es gibt Alternativen zur traditionellen Kita, wie Tagesmütter, Waldkindergärten oder die Betreuung durch Großeltern. In manchen Gegenden finden sogar Zusammenschlüsse von mehreren Familien statt, die eine Betreuung gemeinsam und abwechselnd organisieren. Solche Ansätze bieten oft kleinere Gruppen und individuellere Förderung, was für einige Kinder besser geeignet sein kann. Viele Eltern sind im Laufe der Kitazeit unzufrieden, da es oft zu Konflikten kommt, sei es aus pädagogischen oder organisatorischen Gründen. Diese Unzufriedenheit kann sich schnell auf das Kind übertragen. Wird die Kitazeit für Kinder als Überforderung erlebt, kann dies weitreichende Folgen nicht nur fürs Selbstbewusstsein, sondern auch für die weitere Entwicklung haben.

 

Bindungsprobleme

Manche Kinder haben Schwierigkeiten, sich von den Eltern zu lösen, was den Besuch einer Kita sehr belastend für das ganze Familiensystem machen kann. In solchen Fällen ist es wichtig, die Bindungssituation im Blick zu behalten und alternative Wege zu finden, das Kind sanft an die Trennung zu gewöhnen. Manche Kitas gehen hier sehr behutsam und kindzentriert vor, andere sind dagegen eher ungeduldig und fühlen sich im Tagesablauf gestört, wenn ein Kind zu lange Schwierigkeiten hat.

 

Kitarealität-Heute

Mittlerweile ist ein Kitaalltag sehr unzuverlässig. Ständige Krankheiten, die einen Kitabesuch unmöglich machen, erschweren deutlich den wichtigen und Sicherheit gebenden Rhythmus. Kitas kämpfen ebenfalls aufgrund von Personalmangel, ständige Personalwechsel, schwierigen Arbeitsbedingungen, und Krankenständen gegen Gruppenschließungen und der Verkürzung der Betreuungszeiten. Eine Anmeldung zur Kita stellt viele Familien vor eine harte Belastungsprobe, da diese Ausfälle immer wieder in und mit der Familie abgefangen werden müssen. Viele Einrichtungen werden von Eltern nicht mehr als sicher und zuverlässig wahrgenommen.

 

 

Der Wunsch der Eltern: Was ist das Beste für mein Kind?


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Eltern wollen in der Regel immer das Beste für ihr Kind, aber sie stehen oft vor der Herausforderung, die richtige Entscheidung zu treffen. Der Wunsch, das Kind bestmöglich zu fördern, kollidiert manchmal mit praktischen Überlegungen wie der Notwendigkeit, beruflich tätig zu sein.

Bei vielen Eltern ist der Wunsch, die Kindheit und den Alltag mit ihrem Kind so lange wie möglich, geschützt zu genießen, wissen aber geleichzeitig, dass es auch Herausforderungen für den eigen Alltag bietet.

Eltern, die Zweifel an der Kita haben, könnten sich von anderen Optionen angesprochen fühlen. Eine flexiblere Betreuung zu Hause, möglicherweise in Kombination mit gezielten Spielgruppen, könnte eine gute Lösung sein, um sowohl soziale Kontakte als auch individuelle Förderung zu bieten.

Es ist wichtig, dass Eltern auf ihr Bauchgefühl hören und das tun, was sie für ihr Kind als am besten empfinden – auch wenn dies nicht dem gesellschaftlichen Mainstream entspricht.

 

Gesellschaftlicher Druck für Eltern: "Alle Kinder gehen in die Kita?"

In der Gesellschaft wird der Besuch der Kita als normal und selbstverständlich angesehen. Eltern fühlen sich oft unter Druck gesetzt, ihre Kinder schon früh in eine Betreuungseinrichtung zu geben – sei es aus Angst, etwas zu verpassen, oder aus Sorge, dass das Kind sonst im sozialen oder schulischen Bereich hinterherhinkt.

Einerseits werden Eltern schnell verurteil, wenn sie ihr Kind so früh wie möglich in die Betreuung geben (mit unter 6 Monaten), andererseits ernten Eltern schnell Kritik, wenn sie sich bewusst gegen eine Betreuung vor der Einschulung entscheiden. Wie soll man da das gute Gefühl haben, sicher seinen eigenen Weg zu gehen und individuelle Entscheidungen zu treffen?

Dieser Druck wird oft noch durch politische Diskussionen und Programme zur Förderung frühkindlicher Bildung verstärkt. Doch es ist wichtig, dass Eltern verstehen, dass es keine "Einheitslösung" gibt. Jedes Kind ist anders, jedes Familiensystem ist anders und was für ein Kind funktioniert, muss nicht zwangsläufig für ein anderes passen.

 

Fazit: Es gibt keine universelle Antwort

Ob eine Kita die beste Lösung für ein Kind ist, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Während Kitas viele Vorteile bieten, sind sie nicht immer die beste Wahl für jedes Kind. Eltern sollten ihre Entscheidung bewusst und informiert treffen, ohne sich zu sehr von gesellschaftlichem Druck leiten zu lassen.

Am Ende des Tages kennen Eltern ihr Kind am besten und sollten auf ihr Bauchgefühl vertrauen, ob die Kita oder eine alternative Lösung die beste Wahl ist.


Kleines P.S., weil mir das Thema in meiner beruflichen Laufbahn ständig begegnet! 

 

Berufserfahrung Familienberatung Erfahrung mit Kindern

Neurotypische und neurodivergente Kinder: Ein unterschiedlicher Bedarf an Betreuung

Ein wichtiger Aspekt, der in der Diskussion über Kitas oft übersehen wird, betrifft die unterschiedlichen Bedürfnisse von neurotypischen und neurodivergenten Kindern. Neurotypische Kinder entwickeln sich im Allgemeinen gemäß der gesellschaftlichen Normen und Standards, und sie können in einer Kita-Umgebung oft gut zurechtkommen. Für neurodivergente Kinder – also Kinder mit Entwicklungsunterschieden wie Autismus, ADHS oder sensorischen Verarbeitungsstörungen – kann der Kindergarten jedoch eine erhebliche Herausforderung darstellen.

 

Überforderung und Reizüberflutung

Für neurodivergente Kinder kann die Umgebung in einer Kita – mit ihrer Lautstärke, dem ständigen Wechsel von Aktivitäten und der Vielzahl von sensorischen Reizen – überwältigend sein. Diese Kinder haben oft spezielle Bedürfnisse, die in einer regulären Einrichtung schwer zu erfüllen sind. Sie benötigen vielleicht mehr Ruhepausen, klare Strukturen oder individuelle Betreuung, die in einer Gruppe mit vielen Kindern nicht immer gewährleistet werden kann. Hierauf sind wie wenigsten Kitas tatsächlich eingestellt und kommen immer wieder sehr schnell an die ihre Grenzen.

Einige neurodivergente Kinder reagieren auf diese Überforderung mit Rückzug, emotionalem Stress oder starken Verhaltensauffälligkeiten. Hier könnte der Kindergarten nicht nur nicht förderlich sein, sondern sogar zu einer negativen Erfahrung führen, die das Wohlbefinden des Kindes beeinträchtigt. Kinder die schwer „ins System“ passen, erhalten entweder ständiges negatives Feedback vom Außen oder gehen völlig unter, weil sie im Rückzugsmodus, schlichtweg übersehen werden.

 

Individuelle Betreuung zu Hause

Im Gegensatz dazu können neurodivergente Kinder zu Hause oft in einer individuellen und sicheren Umgebung aufblühen. Eltern oder spezialisierte Betreuer sind in der Lage, die Umgebung so zu gestalten, dass sie den besonderen sensorischen und emotionalen Bedürfnissen des Kindes entspricht. Hier kann das Kind in seinem eigenen Tempo lernen und die Unterstützung erhalten, die es braucht.

Doch diese bedeutet für Eltern einen extremen Aufwand, zeitlich, organisatorisch und vor allem kräftemäßig. Gerade im Umgang und Zusammenleben mit neurodivergenten Kindern, muss man gut mit sich selbst haushalten und sich Auszeiten und Unterstützung gönnen. Dies ist ohne Fremdbetreuung der Kinder kaum möglich.

 

Spezielle Kitas für neurodivergente Kinder

In manchen Fällen gibt es auch spezialisierte Kitas oder inklusive Einrichtungen, die auf neurodivergente Kinder ausgerichtet sind, einen höheren Betreuungsschlüssel und speziell geschultes Personal haben, das die Kinder gezielt unterstützen kann. Diese Einrichtungen bieten eine Balance zwischen sozialer Integration und individueller Förderung.

 

Fazit: Eine flexible Herangehensweise ist entscheidend

Während Kitas für viele neurotypische Kinder eine wertvolle Erfahrung darstellen, müssen neurodivergente Kinder oft eine individuelle Betreuung erhalten, die ihre besonderen Bedürfnisse berücksichtigt. Eltern sollten hier besonders achtsam sein und genau beobachten, ob ihr Kind in einer Kita-Umgebung aufblüht oder eher überfordert ist.

Die Entscheidung für oder gegen eine Kita sollte also auch hier nicht nur auf der Grundlage des gesellschaftlichen Drucks, sondern vor allem auf den individuellen Bedürfnissen des Kindes beruhen – unabhängig davon, ob das Kind neurotypisch oder neurodivergent ist.

 




Was denkst du nach dem Lesen des Artikels? Schreib mir sehr gerne etwas dazu!

 


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Bis dahin, bleib offen und einmalig,

deine Michaela

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