„Treffe ich alle Entscheidungen bewusst oder bin ich unbewusst geprägt durch meine eigene Kindheit?“
Natürlich nehmen wir uns in der Erziehung vor, alles anders oder besser zu machen als unsere Eltern. Aber geht das tatsächlich? Oder stört uns unsere Prägung?
Die eigene Kindheit prägt uns alle das ganze Leben lang. Das wünschen wir uns natürlich ebenfalls für unsere Kinder. Die Werte und Normen, die wir für wichtig erachten und unseren Kindern mitgeben wollen, sollen sie ja positiv beeinflussen und stark machen. Natürlich wünschen wir uns nur das Beste.
Unterschiedliche Erziehungsstile
Ist unsere Kindheit eher streng, geprägt von einem enggesteckten Regelwerk, vielen Strukturen und Ritualen, hat uns dies in der Kindheit sicher an vielen Stellen sehr eingeschränkt. Aber vielleicht auch Sicherheit, Struktur und einige schöne Erinnerungen hinterlassen. Jeder kann sicherlich positive wie auch negative Dinge über seine Erziehung oder Kindheit berichten.
Beispielsweise war ich besonders als Teenager sehr genervt von den ewigen Sonntagsausflügen, die meist auch mit Bewegung zu tun hatten, was ich damals nie mochte. Heute allerdings blicke ich darauf zurück, und es erfüllt mich mit Liebe, weil mir so viel Zeit, Mühe und schöne Erlebnisse geschenkt wurde.
Ich erlebte auch Familien, da wurde es schnell körperlich, wenn die Eltern an ihre Geduldsgrenze kamen und nicht mehr weiterwussten. Wie hieß es damals so schön: „Da tanzte der Kochlöffel.“ Es wurde mit vielen Strafen und Verboten gelebt und die Meinungen oder Wünsche der Kinder waren nicht relevant.
Dann wiederum lernte ich Familien kennen, in der Kinder sehr viel Freiheit hatten, viel selbst entscheiden durften und schnell zur Selbstständigkeit erzogen wurden. Die Kinder beschwerten sich aber beispielsweise über mangelnde Unterstützung oder Rückhalt in unsicheren Situationen. Sie starrten auch schon mal neidisch in meine liebevoll gefüllte Brotdose, weil sie sich selbst nur ein Brot gemacht haben oder gar nichts mit hatten.
Die meisten Familien bewegten sich allerdings irgendwo in einem Feld zwischen diesen extremen Beispielen. Es gab Dinge, die aus heutiger Sicht gut liefen und eben Dinge, die man rückblickend nicht gutheißen könnte. Letztlich, aber versucht ja jede Generation sein Bestes zu geben und eine eigene Form von Familienleben zu finden.
Und wo wir gerade über den Generationskonflikt sprechen…
… ja der ist nicht nur in der heutigen Zeit deutlich zu spüren, wie man meint, sondern war schon immer präsent. Unsere Eltern wollten auch alles „besser“ machen als unsere Großeltern. Die wiederum, wie ihre Eltern. Also gehen wir davon aus, unsere Kinder möchten auch nicht so erziehen wie wir. Das ist alles richtig und wichtig so, denn der Mensch ist klug und strebt nach Entwicklung. Die Gesellschaft entwickelt sich weiter, verändert Weltanschauungen und passt sich immer neuen ökonomischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten an. Auch Statistiken und Forschungen helfen dabei.
Früher sagte man: „Ein kleiner Klaps hat noch niemandem geschadet.“ Heute weiß man, was genau das mit dem Selbstvertrauen, dem Selbstbewusstsein und der Psyche anrichtet. Es ist unglaublich schwer, gewaltfreie Handlungsstrategien zu erlernen und für sich zu entwickeln, wenn man vorgelebt bekam, immer dann körperlich zu reagieren, wenn man an seine Herausforderungsgrenze kommt. Das Umdenken zur gewaltfreien Erziehung ist, eine von vielen positiven und hilfreichen Entwicklungen in unserer Gesellschaft. Trotzdem kostet es auch heute noch, für viele große Selbstbeherrschung und manchmal geht es eben schief.
Glaubenssätze
Mit unseren eigenen Erfahrungen in der Kindheit, erlebten Rollenbildern, Werten und Normen, Erlebnissen, Strukturen und Erinnerungen, sammeln wir auch viele Glaubenssätze ein. Die Sätze und Einstellungen unserer vergangenen Generationen graben sich tief in unser Weltbild und unsere Ansprüche ein. Das sind die Sätze, die tief in unserem Kopf und Körper verankert sind und oft unbewusst Einfluss auf uns nehmen.
„Wenn der Kuchen spricht, hat der Krümel zu schweigen.“, „Frauen machen doch keine Kariere.“, „Du bist noch zu klein, um das zu verstehen.“, „Sei niemals zu unbequem.“, „Erst die anderen, dann man selbst.“, „Nur studiert kann man was erreichen.“, „Du kannst alles schaffen, wenn du nur dran glaubst.“, „Du hast es immer selbst in der Hand.“, „Nicht alles fliegt einem zu.“, „Man sollte immer gerecht sein.“
Ich denke beim Lesen, wird dir aufgefallen sein, dass man über all diese Sätze streiten könnte. Genau so ist es auch. Dennoch liegen sie in uns und machen etwas mit unserem Unterbewusstsein. Entweder können wir bei den Aussagen mitgehen oder geraten in Gegenwehr. Das beeinflusst unser Handeln und unsere Bewertungen.
Der Glaubenssatz: „Man sollte immer gerecht sein.“ Klingt tatsächlich erst mal recht positiv. Gerechtigkeit wollen wir doch alle, oder nicht? Doch schafft man in einer Welt mit unzähligen Wünschen, Bedürfnissen, Rechten, Pflichten und Vorstellungen, immer eine Gerechtigkeit? Schafft man bei zwei, drei oder vier Geschwistern, immer gerecht als Elternteil zu sein. Sicher nicht. Dann schlummert da doch dieser Glaubenssatz und wir geraten unter Druck, sind frustriert und unzufrieden. Wir werden in unbewussten Vorgängen von diesen Emotionen in unserem Handeln und Denken geleitet und reagieren nicht, wie wir eigentlich reagieren wollten. Sicher wird es Situationen geben, die deswegen eskalieren und unbefriedigend gelöst werden. Das ist die Macht des Unterbewusstseins, die Macht eines Glaubenssatzes.
In dieser Verbindung stehen auch Sätze, wie „Ich möchte alles schön haben und richtig machen.“ Zack, da ist er, der eigene Anspruch, der Druck von Perfektion, der Wunsch nach Anerkennung, das Bild von einer guten Mutter oder einem guten Vater.
Kultur, Religion und soziales Umfeld
Auch das sind wichtige Komponente, die sich auf unser Erziehungsverhalten auswirken. Wir sind gerne Teil einer Gemeinschaft, werden kulturell, religiös und sozial geprägt durch unser unmittelbares Umfeld und unsere eigene Familie. Hier entstehen nochmal besondere Dynamiken, was die eigne Haltung zu den unterschiedlichsten Themen angeht. In einer streng religiösen Familie werden nochmal ganz andere Werte und Normen zum Vorbild genommen als in einer andersgläubigen oder religionsfreien Familie. Auch hier muss ich mir ein Bewusstsein schaffen, über die Regeln und Bedingungen, die mich als Mutter oder Vater selbst geprägt haben. Gleiches gilt auch für das soziale Umfeld, in dem wir aufgewachsen sind oder uns aktuell bewegen. Wie sind die Menschen in meinem direkten Umfeld? Gibt es eher konservative Vorstellungen oder eine eher freie kreative Haltung zum Leben?
Wieso ist es also wichtig, sich damit zu beschäftigen?
Mit der bewussten Auseinandersetzung, mit uns selbst, unserer Vergangenheit und der Wahl des jetzigen Lebensmodells, kommen wir unseren Verhaltensmustern auf die Spur. Ob nun bewusste oder unbewusste Ablaufe oder Handlungen, sie haben immer einen Ursprung in unserer Vergangenheit. Kennen wir den Ursprung unseres Handelns, Fühlens und Denkens, hilft es zu verstehen, wie wir selbst urteilen und agieren. Wieso uns Dinge triggern, wir bestimmte Entscheidungen treffen oder uns immer wieder über die gleichen Dinge ärgern.
In meinen intensiven Beratungen und Begleitungen von Familien, frage ich daher immer nach der Biografie der Eltern, um genau diese prägenden Verhaltensmuster zu verstehen. Hakt es an einer Stelle im Zusammenleben und dem Umgang miteinander liegt es oft an den unbewusst ablaufenden Strukturen des Unterbewusstseins oder den erlernten Glaubenssätzen. Mein Job ist es, dir diese bewusst zu machen, so dass du sie als Mama oder Papa, nochmals für dich prüfen kannst. Du entscheidest selbst, was davon du weiterhin brauchst und was sich verändern darf zu neunen Verhaltensmustern. Diese erarbeiten wir dann Hand in Hand, mit den Ressourcen, die du als Elternteil mitbringst und entwickeln so euren ganz individuellen Weg, der ein Teil der Biografie deines Kindes sein wird.
Möchtest du mehr über dich und deine Handlungsmuster erfahren um mehr Zufriedenheit und Leichtigkeit für euer Familienleben herausholen?
Lass uns gern mal gemeinsam ganz individuell und vertraulich schauen, was los ist. Klicke für mehr Informationen auf meine Angebote für Familien, für mehr Sicherheit und Selbstvertrauen in deiner Elternschaft.
Bis dahin, bleib offen und einmalig,
deine Michaela